Das Patent an Pfingsten

Ein Gedanke zu Pfingsten? Warum nicht. Mein Gedanke zu Pfingsten lautet:

Pfingsten ist ja bekanntermaßen ein griechisch-jüdisches Mash-Up. Sprich, weil’s keine Patente gab, haben die Christen damals sich mal umgeschaut, was es denn an tauglichen Feierformvorlagen und Namen für so ’ne “Geist-haut-voll-rein”-Situation schon gibt, und haben daraus ihr Pfingsten gestrickt.

Damals hat man noch nicht erkannt, was für ein Marketingpotential in der Christenheit-Idee steckte, denn ansonsten hätten die jüdischen Advokaten garantiert Copyright-Ansprüche für Schawout angemeldet. Aber … da steckte der Kapitalismus wohl noch in den Kinderschuhen.

Etliche Jahrhunderte später ist die christliche Kirche ein Big-Player im Religionsmarkt und sämtliche Patentansprüche sind abgelaufen. Da ist kein Geld mehr zu machen. “Patentanspruch” ist aber trotzdem ein gutes Stichwort in diesem Zusammenhang, denn auch der Kapitalismus ist derweil ausgewachsen. Damals konnte man noch mit 30 Silberlingen absolute “Big-Deals” landen, die die Welt veränderten, heute müssen da schon andere Summen und Gewinnerwartungen raus springen.

Darum kann auch eine Geschichte wie die folgende passieren; ich empfehle die komplette Lektüre dieses Artikels:

 

Stell dir vor, Krebs ist heilbar – und keiner zahlt

Ein bekanntes Mittel kann bösartige Tumore offenbar wirksam bekämpfen. Die nötigen Studien will aber niemand finanzieren

So ist das. Da ist ohne Patente eben kein börsenrelevantes Geld mehr an der potentiellen Gesundung von Menschen zu verdienen. Na ja, dann verdienen wir doch lieber weiter mit Patenten Geld an der Krankheit, denkt sich die Pharma-Industrie. Hat ja bisher auch funktioniert.

Was hat das mit Pfingsten zu tun? Zu Pfingsten lesen die Priester in ihren Kirchen gerne  aus Joel (Apg 2, 15-18) vor:… Und es soll geschehen: wer den Namen des Herrn anrufen wird, der soll gerettet werden.”

Ja, aber nicht vom Krebs, denn der bringt mehr Geld, wenn er da ist, als wenn er weg ist. So, wie Hunger und Krieg. Die bringen auch wesentlich mehr Geld durch ihre Existenz ein, als durch ihre plötzliche Absenz. Dem Herrn muss der Kapitalismus, so wie er jetzt ist, wohl gefallen.

Ja, da kann schon mal der Geist der Erkenntnis durch einen hindurchfahren, während man den Geburtstag der christlichen Kirche feiert, und am Pfingstsonntagabend darauf einen hebt.

Vielleicht sollten wir aber einfach praktisch denken und zusammen mit dem Geburtstag der Kirche einfach auch den Geburtstag des Kapitalismus feiern. Das würde doch gut zusammen passen: Unser Kapitalismus fuhr uns als Geist in die Knochen und schenkte uns den Gedanken der Gewinnmaximierung, der über allem schwebt, und der Pfingstsgeist sorgte dafür, dass es eine Institution gibt, die uns erklärt, wie man die lächerlichen Nebenwirkungen des Kapitalismus erträgt. Na, das passt doch, wie das Börsenparkett vor’n Altar.

Da gehen wir halt einfach hin und schmücken zukünftig nicht nur den Pfingstochsen, sondern werfen auch noch Bulle und Bär einen Kranz auf die Schädel. Eventuell könnte man auch noch einen Tanz vor der Frankfurter Börse um Bulle und Bär landesweit übertragen. Die Tänzer tragen dann kleine Hüte aus wertlosen Aktienpapieren und sind mit Luftballons geschmückt, als Symbol für Spekulationsblasen. Daneben könnte ein Christenpriester aus der Bibel vorlesen, denn da ergibt sich ja eine nahezu perfekte “Goldenes-Kalb”-Allegorie.

Das würde dann auch die Bestrebungen der Wirtschaftsverbände, den Pfingstmontag als Feiertag abzuschaffen wohl einschlafen lassen. Wäre ja auch zu blöd, wenn uns ein Tag zum Feiern und zum Reflektieren über all diese tollen Ereignisse und Möglichkeiten entgehen würde, oder!?

2 Kommentare zu „Das Patent an Pfingsten“

  1. Ein sehr schöner Artikel, der wieder einmal zeigt:“Das ist alles nur geklaut…“ und eine Verkettung von Zufällen…und manche halten es für die unverrückbare Wahrheit….Es ist aber keine Frage des Glaubens oder des Standpunktes, sondern ganz einfach eine Frage des Wissens (oder Nichtwissens)! Hätte Konstantin nicht 312 vor der Schlacht an der Milvischen Brücke seinen Traum gehabt und nicht auch noch zufällig in einer Schlacht gesiegt, dann wäre es aus gewesen mit dem Vatikan und der christlichen Tradition im Abendland.Und das die Dreifaltigkeit (was für ein Wort!) auf die weltliche Entscheidung des Kaisers beim Konzil von Nicäa 325 zurückzuführen und kein Bestandteil von Bibel und Neuem Testament ist, dürfte wohl dem Grossteil der christlichen Schäfchen unbekannt sein.Daher wird es in Zukunft wohl weiter heissen: „Glauben!“ – denn wer nichts weiß, dem bleibt ja nichts anderes übrig!

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