Respekt, meine Damen und Herren

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Quelle: Monumentalarchitektur

Diäten-Debatte: Mehr Gehalt für mehr Respekt – SPIEGEL ONLINE.

[…]Politiker müssten ständig „Entscheidungen erklären, rechtfertigen, kritisieren oder sonst zu ihnen Stellung nehmen“, schreiben die Experten, „mindestens ein Sachgebiet beherrschen“, sich „auf Menschen und Lebensverhältnisse unterschiedlichster beruflicher und sozialer Ebenen einlassen können“. Darüber hinaus zu Arbeitszeiten, „die in diesem Maße in den wenigsten Berufen gefordert“ werden.

Respekt, meine Damen und Herren.

Also, nur um das richtig zu stellen: Das ist jetzt nicht schon der Respekt für den ich künftig zahle, damit sich die Herren und Damen Abgeordnete nicht vor ihren zukünftigen Kollegen aus der Wirtschaft zu schämen brauchen. Um deren Respekt, der natürlich nur monetär erworben werden kann, geht es ja wohl. Um meinen Respekt für sie, werte Damen und Herren Abgeordnete, geht es nicht. Ich bin nicht so ganz sicher, ob wir uns da richtig verstehen. Hallo? Hier bin ich. Hier unten. Ich weiß, Entschuldigung, ich werde leicht übersehen.

Ich wollte eigentlich auch nur schnell meine absolute Zustimmung ausdrücken. Ich zahle natürlich gerne dafür, dass die armen, jetzt schon überforderten Abgeordneten, sich zukünftig auch auf mehr als einem Sachgebiet überfordert sehen dürfen. Natürlich. Worüber sie sich ja sicher ungemein grämen. Aber, Geld heilt ja so mache Wunde, und wer will schon muffige, verhärmte Abgeordnete. Ich nicht, soviel ist sicher. Ich will nicht jeden Tag in die Tagesschau rein schauen und weinende, abgemagerte Abgeordnete sehen, die Angst um ihre Zukunft haben – und sich auch noch um den Staat Sorgen machen müssen. Die Sache ist im Grunde nur als eine Schmerzensgelderhöhung zu sehen. Das habe ich verstanden. Weiß ja auch jeder, dass die Reha-Kliniken mit verschlissenen Abgeordneten überfüllt sind, und nach jeder Legislaturperiode völlig ausgebrannte Parlamentarier völlig unvermittelbar aus dem Arbeitsmarkt fallen.

Und dann das Internet! Das ist ja auch ganz ganz schlimm. Zuviel Kundenkontakt. Information at your fingertips – da hat keiner an sie gedacht, werte Abgeordnete. Mmmh. Ja. Der Bürger mit seinen „neuen Partizipationsmöglichkeiten über technisch-mediale Netzwerke“. Das ist auch so’n Ding, was ihnen den Arbeitsplatz zur Hölle macht. Der Begriff alleine hört sich auch schon an wie eine schlimme Krankheit. Da besteht sogar Infektionsgefahr. Der Altmaier, zum Beispiel, ist auch so’n Opfer. Der twittert sogar schon. Na klar, wer in solch einem Risikoberuf arbeitet, will das vergütet kriegen. Logisch.

Auch die Arbeitszeiten sind für sie, werte Abgeordnete, jenseits des Erträglichen. Ich versuche mir vorzustellen, wie das ist: Überstunden. Da sitzen sie vielleicht noch im Büro, wenn andere gemütlich zur 12-Stunden-Nachtschicht ins Altenheim gehen, oder ihren dritten Job an diesem Tag, als Putze bei Real antreten. Die können sich wenigstens bewegen.

Nein, mir ist klar, dass das alles schon so in Ordnung ist. Wer seinen Abgeordneten nicht ehrt, ist die Steuer nicht wert. Sie wollen das geschundene Bild des Abgeordneten in der Öffentlichkeit mit der Anhebung ihrer Gehälter wieder gerade rücken. Sie wollen dadurch mehr Anerkennung. Das ist ein SU-PER-PLAN! Ich hätt‘ da auch einen griffigen Begriff für, damit meine lieben Mitbürger und -bürgerinnen, gleich wissen, worum es geht: Steinbrücking.

Bitte. Gern geschehen, meine lieben respektierten Abgeordneten und -geordnetinnen.

 

PS: Eine Frage hätte ich aber schon noch. Ich würde gerne wissen, wo ich denn meinen Abgeordneten in Zukunft dauer-beobachten kann. Dafür zahle ich ja schließlich demnächst auch – steht so im Artikel. Wie muss ich mir das vorstellen? In Terrarien? Oder wird da eher online ausgestellt – per Webcam?

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