Stéphane Hessel

Stéphane Hessel ist fast 94 Jahre alt. Sein Buch „Indignez vous! Empört euch!“ fand große Aufmerksamkeit in Frankreich und Spanien. Dort wurde es zur Handlungsanweisung vieler Menschen, die sich empörten und auf die Straße gingen. Auch bei uns wurde das Buch beachtet, allerdings viel zu wenig. Im Zusammenhang mit den Entwicklungen in Nordafrika, Griechenland, Spanien, Portugal und so weiter, ist dieses Buch eine kleine Bibel des Engagements für Gesellschaft und Zukunft geworden.

Dabei stehen in diesem Buch keine bahnbrechenden neuen philosophischen oder soziologischen Erkenntnisse. Es steht nur in wunderbaren einfachen Worten darin, was wir offensichtlich in unserer kapitalistischen Konsumgesellschaft vergessen haben. Es ist ein Buch gegen die wahnsinnige Geschwindigkeit mit der wir in die Zukunft rasen. Es ist ein Buch, dass Gelasseheit als Wert empfiehlt. Es ist ein Buch, dass Werte, die wir häufig als gegeben hinnehmen mit einfachen Fragen wieder in unseren Fokus rückt und in Frage stellt.

Sind wir zu schnell zufrieden? Verkommen wir nicht gerade nur zu Verwaltern eines scheinbaren Wohlstands und einer Sicherheit, die uns im Grunde nur fesselt? Menschen, die sich begeistern und begeistern lassen, die bereit sind, die sicheren Pfade zu verlassen, die sie beschreiten, nur weil sie vermeintlich sicher sind, das ist es, was wir brauchen. 

Die 15-Minuten-Ruhm-Gesellschaft, die Angst um Besitz, die Angst vor Veränderung – das sind die Krankheiten an denen wir hier in Deutschland leiden. Das ist der Tod der Kreativität. Das ist der Tod von Entwicklung. Wir müssen uns nicht „mehr“ anstrengen. Wir müssen uns anders anstrengen. 

Ich empfehle jedem Menschen die Lektüre dieses kleinen Buchs – dringend.

Wie hell der Stern des Stéphane Hessel allerdings wirklich strahlt, habe ich erst gemerkt, als ich die 3sat-Sendung „Vis a vis“ mit Herrn Hessel gesehen habe. Diese knappe Stunde, in der man diesen Menschen im Gespräch erlebt, ist wahrhaft ein Geschenk. Und auch hier sind es nicht wieder die bahnbrechenden neuen Erkenntnisse, die den Betrachter mit großen Augen zurücklassen, sondern der Mensch selber und die Art wie er Selbstverständlichkeiten ausspricht, die wir scheinbar vergessen haben.

Ich bin mir sicher, gerade wir Deutschen brauchen diesen Stéphane Hessel – dringend.

Folgende Informationen zu dieser Sendung noch vorweg:

Stéphane Hessel befragt von Frank A. Meyer Stéphane Hessel wurde am 20.Oktober 1917 in Berlin als Sohn eines jüdischen Schriftstellers und einer protestantischen Journalistin geboren. 1924 zog die Familie nach Paris. Im Zweiten Weltkrieg schloss sich Hessel der französischen Résistance an, wurde als Spion von den Nazis zum Tode verurteilt, überlebte das Konzentrationslager Buchenwald und setzte sich nach dem Krieg als UN-Diplomat für die Menschenrechte ein. Bekannt wurde er in den letzten Jahren vor allem als Schriftsteller. In seinem aktuellen Buch Empört Euch (2011) spricht er sich für die Wiederbelebung der Werte der Résistance aus. Stéphane Hessel lebt mit seiner zweiten Frau in Paris. In Vis-à-vis spricht Frank A. Meyer mit Stéphane Hessel über sein Leben und Werk. Schweiz, 2011 (YouTube – 14.03.2011 3sat Vis a vis: Stéphane Hessel)

[youtube http://www.youtube.com/watch?v=rAvhKEFfDVw?wmode=transparent]
14.03.2011 3sat Vis a vis: Stéphane Hessel

 

2 Kommentare zu „Stéphane Hessel“

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Seite verwendet Cookies, um die Nutzerfreundlichkeit zu verbessern. Mit der weiteren Verwendung stimmst du dem zu.

Datenschutzerklärung
Nach oben scrollen