Von Äpfeln und Birnen

So nah liegen manchmal Enttäuschung und freudige Überraschung zusammen, wenn man mal Dinge vergleicht, die man nicht vergleichen darf. Warum? 

Darum:

Bitter enttäuscht wurde ich jüngst vom ersten Kinoereignis 2011, von „Tron Legacy“. Der Werberummel, der schon seit einem Jahr durch das Netz rumorte, hatte meine Erwartungen hoch schnellen lassen. Ich habe natürlich damals – vor hunderten von Jahren – TRON verschlungen und war begeistert. Ich war also gespannt auf die neue Story. Ich erwartete weiterführende Gedanken in visionären Bildern, die unsere heutige Netzwelt auf neue Pfade lenken denken würde. Irgendsowasindieserrichtungeben.

Was ich dann sah, war so enttäuschend, so vorhersehbar, so verdammt anderthalbdimensional … Matrix in blau. „Star Wars“ ohne Weltraum. Darth Vader ohne Maske. Alice sein Bruder im Wunderland, aber ohne Grinsekatze und Hutmacher. 

Ich wollte Inspiration und bekam einen McDonalds-Science-Fiction: Du stopfst irgendwas in Dich rein und hast hinterher dieses typische, blöde Gefühl von FastFood-Leere und Zeitverschwendung in Dir, weil Du Dich fragst, ob die Verpackung nicht eventuell hochwertiger war, als der darin transportierte Inhalt. Irgendsowasebenverdammtnochmal.

Ganz, völlig und komplett anders ging es mir gestern Abend bei Ali Neander, Hellmut Hattler, Moritz Müller und Martin Kasper. Diese Jungs spielten gestern im Rockland-Café in Bad Kreuznach.

Es war sagenhaft. Ich wollte eigentlich – nach einem oberkacke Arbeitstag – nur einen netten Abend mit guter Musik verleben, und bekam ihn auch, aber plus einer Rundreise durch ein komplettes musikalisches Inspirationsuniversum. Wow!

Da macht’s mir auch im Nachhinein nix, dass ich den ganzen Abend mit offenem Mund und einem leicht debilen Grinsen vor der Bühne stand. Ich bitte Euch, Harmonieorgien und Soli, die ganze Geschichten erzählen, im 19/16tel Takt!? Hallo? Ali Neander ist ein derart phantastischer Gitarrist … Warum? Weil er ein phantastischer Musiker ist. Und Hattler? Hattler ist eben Hellmut Hattler – mein Bassgott. Ausrufezeichen! Seit gestern Abend weiß ich wieder, wen ich zu kopieren versuche(!), wenn ich Bass spielen darf, wie ich will.

Moritz Müller (Schlachzeuch) und Martin Kasper (Tasten) sind zwei junge Musiker (von meiner Perspektive aus 😉 ), von denen man noch viel hören wird. Soviel Talent. Soviel Instrumentenbeherrschung. Wow!

Ich bin nach dem Konzert 10 Zentimeter über dem Boden aus dem Laden raus. Das ging mir zuletzt beim ersten „Star Wars“-Teil so. Ich meine den richtigen ersten Teil, dem „Wer-darf-die-Prinzessin-knutschen“-Teil. Das ist ein Film. Ich weiß. Das kann man nicht vergleichen. Ich weiß. Genauso wie „TRON Legacy“ und Jazzrockmucke. Ich weiß. Ichtusabertrotzdem.

„TRON Legacy“ füllt die Kino-Säle, und gestern Abend hätte man im Rockland Café bequem Fahrrad fahren können. So ist das eben. Ich danke dem, der diese Jungs nach Kreuznach geholt hat. Möge Euer Laden noch oft schön voll sein, damit man weiterhin solche Perlen an die Nahe holen kann. Danke.

6 Kommentare zu „Von Äpfeln und Birnen“

  1. LOL – das ist ja gerade das Schöne und macht das Leben interessant, daß es verschiedene Geschmäcker gibt – allgegenwärtiger Gleichklang wäre doch langweilig!p.s.Natürlich könntest du mir beim nächsten Besuch helfen, meine neue neunschwänzige Reitgerte auszutesten! 🙂

  2. @bkblog Bitte, gerne. 🙂 @ Kreuznacher Ich stelle mich reumütig zur Verfügung. Hauptsache, Du erzählst den Hunden nichts schlechtes über mich. 😉

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