Liebes Tagebuch, ich muss es niederschreiben. Ich muss einfach. Die folgende Begebenheit ist nicht(!) erfunden – und ich wollte, sie wär’s. Es war so: Ich sitze (gegen meinen Willen, aber höchstergeben) in einem McDonalds-Fresstempel. Neben mir zwei U14-Piefkes – Cheeseburger mampfend und Hühnchenersatzteile vernichtend. Dabei entwickelt sich folgendes Gespräch:
Steppke 1: Was hast’n Du so zu Weihnachten gekriegt?
Steppke 2: Einen Controller für die … Es folgt eine „Who-is-Who“-Aufzählung der modernen elektronischen Kinderzimmer-Grundausstattung. Steppke 2: Und Du? Steppke 1: Ein Spiel für die … Es folgt eine „Who-is-Who“-Aufzählung der aktuellen Game-Charts. Steppke 1: … außerdem ein Buch, ein T-Shirt mit so ’nem coolen … Steppke 2: (unterbricht seinen Kumpel mit weit aufgerissenen Augen) Ein BUCH? Du hast ein Buch gekriegt? Steppke 1: Ja. Steppke 2: Krass. Hast Du schon darin gelesen? Steppke 1: Neiin, bist Du krank? Aber das neue Spiel für die … Es folgt eine detaillierte Aufzählung von Moves, Cheats und so …
Den Titel des Buches kann ich hier leider nicht nennen, denn der wurde natürlich nie genannt. Dafür bin ich jetzt in der aktuellen Konsolenwelt auf dem allerneuesten Stand.
Dieses Gespräch, in der Holzimitat-Deko von McDonalds, inmitten mampfender Familien, die wie wie das Jahrestreffen der anonymen Übergewichtlervereingung wirkten, die ihre Pommes auf bedruckte Papierbögen kippten, gleich neben die vorher dort aufgebrachten Ketchupberge, die im Fünf-Minuten-Rhythmus aufsprangen und zum Colabrunnen rannten, um einen gleichmäßigen Zuckerspiegel sicherzustellen, dieses Gespräch also, in dieser Szenerie, … mutete einfach nur kafkaesk an.
Nachtrag: Ich hoffe an dieser Stelle inständig, dass es da draussen noch genügend Menschen gibt, die mit dem Adjektiv „kafkaesk“ etwas anfangen können.
Keine Bange, es gibt sie noch, die Leute, die dir selbst bei einem Ausdruck wie „kafkaesk“ folgen können. ABER, ob du unter Verwendung von solchen (Fremd?!)-Worten die Menschen erreichen kannst, die es nötig hätten….?!?! 😉
Es ist, so steht zu befürchten, noch wesentlich dramatischer, denn diese Klientel erreicht man höchstwahrscheinlich nicht mal unter Einsatz von eigentlich sich selbst verbietenden Bestechungsmitteln wie Cheeseburgern und ähnlichem Gedöhnse. 😉
Jouh, da braucht’s „voll krasse“ Methoden! 😉