Ich hab‘ keine Ahnung, wie viele Artikel ich hier schon geschrieben habe, in denen ich vor unserer aktuellen Version des Kapitalismus gewarnt habe. Ich habe so oft geschrieben, dass er uns alle auffressen wird, dass es mir schon selber auf die Nerven geht.
Ich warnte mich selber vor der Schere zwischen Arm und Reich, die immer weiter auseinanderklafft, vor dem Zinseszins, der unser Geldsystem kollabieren lässt und vor den Börsen, die sich immer mehr von den real vorhandenen Werten in unseren Wirtschaftsystemen, und von dem, was die Menschen darin erwirtschaften können, entfernen. Alles Dinge, die man in der heutigen Internet-Welt wirklich leicht erfahren, erlesen und kapieren kann. Ich weiß es nicht, wäre jetzt wieder die Zeit, um mir einen solchen Artikel von der Seele zu schreiben? Einen Artikel, in dem Sachen stehen, wie:Frage: Was erlauben Geld?
Antwort: Spielen mit Flasche leer, und trotzdem verdienen noch mehr Geld.
Wie das Kaninchen vor der Schlange, so steht eine kleine Gruppe von Menschen derzeit vor den Fieberkurven der Börsen, weil sie Angst um ihr Kapital und ihre Renditen hat. Das könnte uns Normalos eigentlich egal sein, wenn nicht wir deren Einsatz wären, denn: Der einzelne Mensch kommt in diesem System nur innerhalb von werterzeugenden oder geldwerten Massen vor, als Rädchen in der Nationalwirtschaft, als kleinste unteilbare Einheit im Bruttosozialprodukt und als belastbare Hypothek. Das genügt dem Markt und insoweit regelt er sich auch selber und funktioniert, wenn Geld fließt und handelbar ist. Ob dieses Geld sozial erwünscht und gerecht fließt, ist eine Frage, die den Markt nicht kümmert, denn er ist nur ein System.
Im Moment müssen wir also alle das Hyperventilieren der Börsen fürchten, weil wir Teil des Systems sind, in dem jetzt sogar das einzig für unantastbar gehaltene Staatsgebilde auf dieser Erde – natürlich außer dem Kapitalismusmusterschüler Deutschland – die USA, innerhalb dieses Systems, ins Straucheln geraten sind. Dort hat man seine Bürger über Jahrzehnte finanziell und sozial ausgeblutet, weil man ihnen die Lasten von Krieg und Rezession in jedweder Form aufbürdete, die Geld-Gewinne aus Krieg und Rezession aber von multinationalen Konzernen eingestrichen wurden, die dort häufig nicht mal Steuern zahlen. Ach ja, bevor ich es vergesse: Eine andere kleine Gruppe von Menschen, schaut auch ängstlich auf Fieberkurven. Diese Gruppe schaut vornehmlich auf Stimmungsbarometer und Umfragewerte. Das tun sie alle in diesem Geschäft, egal ob rechts oder links. Natürlich tun sie das nur ihrer Sache wegen. Das mag man auch, je nach eigener Ausrichtung, dem ein oder anderen Teil dieser Gruppe sogar glauben, aber ich für meinen Teil werfe der aktuell tätigen Politiker-Riege mittlerweile zum allergrößten Teil vor, dass sie ihre- Unwissenheit
- Überforderung
- geplante Wirtschaftskarriere
im Kapitalismus des 21. Jahrhunderts, hinter sozialen und staatstragenden Floskeln, verstecken. Je nach Realitätsdruck, und in medial befeuerter Hektik, produziert diese Politiker-Riege neue Gesetze, die den Status Quo zementieren, und das Komplexe noch komplizierter machen. Diese Art Politik züchtet weisse Schimmel und legt Wert darauf, dass diese weissen Schimmel
- behördlich genehmigt sind,
- dem Schimmel überlegen und garantiert alternativlos sind,
- und wir Exportweltmeister in der Sparte »weisse Schimmel« sind.
Mit dem simplen, allumfassenden Begriff Pferd und dem Hinweis auf einen politischen Pleonasmus verwirrt man diese Politikerriege nur, denn schließlich tun sie ja nur was Bürger von ihnen erwartet – und damit haben sie recht. Die eigentlich Schuldigen sind wir alle, weil wir in der übergroßen Mehrheit eigentlich gar keine Veränderung wollen. Wir machen die Augen zu und hoffen, und ignorieren Realitäten.
Nur so konnte Politik es ja auch über Jahrzehnten schaffen, zum Beispiel das klare Oxymoron »saubere Kernkraft«, mit der Zeit in den Pleonasmus »saubere Kernkraft« zu wandeln. Das geht nur mit konsequentem Wegschauen aller Beteiligten. Es ist keine Schande, unser weltweites Finanzsystem nicht zu verstehen. Es ist keine Schande, nicht zu verstehen, warum Staaten mit unvorstellbar viel Geld Banken retten mussten und sich jetzt von genau diesem Bankensystem ihren Bankrott erklären lassen müssen. Es ist nur eine Schande, seine Fragen nicht öffentlich wieder und wieder zu formulieren, um vielleicht zu erreichen, dass über die Systemgrenzen hinaus gedacht wird. Wenn sogar alteingesessene rechte Vordenker anfangen an ihren Grundsätzen zu rütteln, dann sollte der kleine Bürger das erst recht tun: Analyse: Der rechte Abschied von der PolitikEs ist heute so einfach seine Fragen öffentlich zu machen. Das Internet erlaubt eine Beteiligung an politischer Diskussion, wie sie vorher so nie dagewesen ist. Gerade aktuell hat auf abgeordnetenwatch.de Herr Lindner von der FDP dort öffentlich die Frage gestellt, welche Summen denn die Bürger als gerechte Entlohnung für einen Politiker ansetzen würden: abgeordnetenwatch.de: Christian Lindner. Derzeit läuft bei der Facebook-Filliale von abgeordnetenwatch.de eine interessante Diskussion dazu, an der sich jeder beteiligen kann : Christian Lindner…