Dieses Bild von Nikolay Bogdanov-Belsky (1868-1945) mit dem Titel „Устный счёт“ (“Kopfrechnen”) von 1895 fasziniert mich, je länger ich es mir anschaue. Offensichtlich hat da ein Lehrer seinen Schülern eine Aufgabe gestellt, die sie im Kopf lösen sollen:
102 + 112 + 122 + 132 + 142
————————————— =
365
————————————— =
365
So, wer löst’s – natürlich ohne Hilfsmittel!?
Wenn man es sich antut und die Aufgabe wirklich einmal im Kopf durchrechnet, kann man die Gesichter auf dem Bild plötzlich nachvollziehen. Sie werden regelrecht in der eigenen Physiognomie lebendig.
Kopfrechnen!? Ein Sport, der bei uns nur noch selten ausgeübt wird.
Auf der anderen Seite fasziniert mich die Szenerie: Ein Lehrer (den es wirklich gab: Sergej Alexandrowitsch Ratschinski), seine Schüler (eine reine Jungs-Klasse, offensichtlich), eine Tafel und die Aufgabe. Fertig. Keine Sitzordnung. Kein Frontalunterricht. Keine großen Worte. Nur Kinder, die sich der Aufgabe annehmen, sich der Herausforderung stellen und ihren Geist strapazieren und sich von dieser Herausforderung fesseln lassen. Keine Worte. Keine Lösung. Das Bild liefert nur den Moment der angenommenen Herausforderung. Faszinierend. Ich hoffe und wünsche, dass es so etwas auch heute noch in Schulen gibt.
Sergej Alexandrowitsch Ratschinski gründete damals in Tatewo eine Grundschule/Internat für Bauernkinder. Dort praktizierte er wohl eine eigene Methode für effektives Kopfrechnen.
Wer jetzt doch noch an der Aufgabe hängt, kann hier nochmal kurz in die Tiefen der Mathematik eindringen.
Wirklich faszinierend – aber leider nach wie vor die Ausnahme! Da wäre unser Vizekanzler Westerwellchen doch mal gefordert – der, der sogerne Einzelfälle aufgreift, um damit Politik zu machen – Also Herr Guido, zum Thema bitte!Meine persönliche Hoffnung ist, dieses Leuchten nicht nur in Kinderaugen zu sehen, sondern in den Augen jedes Bürgers! Jeder kann entscheiden, was er macht – das würde unsere Nation regelrecht nach vorne spülen!Wie das gehen soll??? Beschäftigt euch doch einfach mal mit diesem SPIEGEL-Artikel http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/0,1518,679461,00.html und den gesellschaftlichen Folgen.