Präsidentenrallye

Auf Twitter wir gejubelt, weil Ursula von der Leyen nicht neue Bundespräsidentin wird. Der tatsächliche Kandidat Wulff ist den Usern weitgehend gleichgültig.

via zeit.de

Frau von der Leyen wird’s nicht. Das ist für mich die gute Nachricht. Die schlechte Nachricht ist, dass sie dann halt bleibt, wo sie ist, und weiterhin Realpolitik verursacht. Randbemerkung: Ohne nach dem Verursacherprinzip wirklich dafür gerade stehen zu müssen.

Bei ZEIT-ONLINE und bei SPIEGEL ONLINE ist man offensichtlich der Meinung, dass die Bewegung im Netz doch vernehmbar war. Das wäre eine gute Nachricht. Auch weil die spontane Aktion von Martin Oetting ziemlich inspirierend war, und die Möglichkeiten einer demokratischen Willens- und Meinungsbildung im Netz aufgezeigt hat.

Nach dem Willen von Frau Merkel soll jetzt aber Christian Wulff rein ins höchste Amt der Republik. Der tut wirklich keinem weh. Vielleicht geht es dem Leser dieser Zeilen ebenso wie mir, immer wenn ich diesen Namen lese: Es macht im Hirn erstmal “…”, dann nochmal “…” und dann schließlich “Pffff … ah, der mit der Brille.” In einem anderen Artikel bei ZEIT-ONLNE steht eine gute Beschreibung für Wulf: “Geräuschlos”.

Wulffs Kür führt vom Chaos zum Stillstand       

Die Koalition hat die Kandidatensuche hinter sich gebracht. Doch die Auswahl Christian Wulffs verdeutlicht: Inhaltlich eint das Bündnis nichts.

via zeit.de

Christian Wulff tut wirklich keinem weh. Das aufregendste an C. Wulff, zumindest für die Presse, ist bisher wohl seine Frau. Nur weiss man jetzt wieder nicht, ob das die gute oder die schlechte Nachricht ist. Ich hielt Horst Köhler nie für einen guten Präsidenten, denn der tat auch niemandem weh, und arbeitete eigentlich nur an seiner Gutmenschen-Vita. Das ist zuwenig, wie sich herausgestellt hat.

Der Bundespräsident kann realpolitisch nicht viel ausrichten. Das ist richtig. Er kann der Regierung nicht tagespolitisch ins Handwerk langen, aber(!) das kann die Regierung ihm auch nicht. Er kann sein Amt nutzen und von aussen reflektieren. Das tat Köhler nie. Jedenfalls nicht so, dass es irgendeinen Eindruck bei mir hinterlassen hätte. Ob Christian Wulff das tun wird, wage ich zu bezweifeln. Der wird von Frau Merkel entsprechend gebrieft werden. Da kann man wirklich nur hoffen, dass ihm die Freiheiten des Amtes irgendwann zu Kopfe steigen und er sich emanzipiert. Ich weiss aber noch nicht mal, ob er überhaupt das Potential dazu hat. Angela Merkel hält Wulff für befähigt, weil er “[…] einem Wertesystem verhaftet ist, dass auch Orientierung gibt. […]” Aha. Na, das bin ich auch, wenn ich im Straßenverkehr die Regel “rechts vor links” zum Schutze meiner Mitmenschen achte. Es tut mir leid, aber mit solchen inhaltsleeren Floskeln kann man auch die Monarchie wieder einführen

Unabhängig von allem parteitaktischem Geplänkel und den unintelligenten Schranken, die einem dieses System in diesem Fall auferlegt, wäre für mich immer noch Gesine Schwan die ideale Kandidatin. Diese Frau hat während ihrer Kandidaturen wirklich beeindruckt. Die Opposition stellt Joachim Gauck als Gegenkandidaten auf. Das ist in Ordnung, weitgehend sinnfrei, und schon wieder nicht mehr als tagespolitisches Geschäft. 

In jedem Falle bin ich froh, dass ich die “Nicht mein Präsident”-Buttons wieder einmotten kann. Grund zum Jubeln kann ich allerdings nicht erkennen.

3 Kommentare zu „Präsidentenrallye“

  1. der Kreuznacher

    Christian scheint aber lernfähig zu sein! Nachdem er auf seiner Homepage die Besucher zunächst begrüsste mit „Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Internetuser“, hat er seit heute die Internetuser weggelassen. Wahrscheinlich fühlte er sich da zu nahe bei dem Lübke unterstellten Zitat „Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Neger“ !?!

  2. @Kreuznacher HerrWulff muss jetzt halt ganz schnell staatsmänisch werden und ist ja nun vor den Untiefen des unbedacht gesprochenen Wortes gewarnt.

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