Tod der Gebrauchslyrik

Wird mal wieder Zeit für ein paar Reime. Ist noch nicht ganz fertig das Machwerk, aber fürs Blog taugts. 😉 Die Nummer wird wohl später mal zum Soloprogramm gehören. Schaun mer mal.

Tod der Gebrauchslyrik

Gebrauchslyrik, wenn auch maßvoll angewandt,
taugt zu Ruhm und Ehre doch eher selten.
Sie ist der Werbung viel zu nah verwandt,
wofür die Kritiker sie gerne schelten.

Gebrauchslyrik, sei sie auch noch so geschmeidig
bezeichnet man in Poetenkreisen als suboptimal.
Verwendet man sie doch zum Broterwerb häufig
und ist drum weit entfernt vom dichterischen Gral.

Den Dichter plagten drum heftige Schmerzen,
weil ihm ein solches Prädikat angepinnt
Er nahm sich das poetisch sehr zu Herzen
woraufhin er ein Poem ganz neu ersinnt.

Gebrauchen konnt‘ so was wirklich niemand,
aber lyrisch war es dafür um so mehr.
Es war auch so, dass er ein großes Thema fand,
und er schrieb sich jetzt die Seele leer.

Es strahlte das Poem, über viele Zeilen.
Der Dichter schrieb sein Herzblut mit hinein.
So manche Zeilen luden gar ein zum Heulen,
denn er nutzte als Kunstkniff den schrägen Reim.

Er schrieb nicht über Moral und tat es doch.
Das war in Wahrheit die große Kunst.
Befreit war er vom gebrauchslyrischen Joch
und hatte nicht mal viele Zeilen verhunst.

Zufrieden beendete er sein dichterisches Tun
und schrieb Zeile für Zeile artig ins Reine.
Er sah sich schon sonnen in Ehre und Ruhm,
die ihm nun zuteil werden würden, ganz alleine.

Mit den Dichterfürsten sollte man ihn bald nennen.
Das war sein Ziel, sein ganzes Bestreben.
Seine poetische Kraft musste man einfach erkennen.
Dafür würde er sogar sein Leben geben.

Denn akzeptiert werden nur die Toten als wirklich groß.
Das wusste er natürlich. Er war erfahren genug.
Drum nahm er sich das Leben mit einem beherzten Stoss
gegen den Stapel Gebrauchslyrik, die ihn brav erschlug.

„Ah, ein Gebrauchslyriker!“, sagte die Polizei:
“Der Fall ist klar: Es hat ihn die Masse erschlagen.”
„Eine Portion Berufsrisiko ist schon dabei,
wenn Lyriker mit glatten Reimen sich plagen.”

Schnell wurden Reimer und Reime entsorgt,
wurden jeweils fachmännisch verbrannt.
Der Pfaffe hatte sich für die Rede Reime geborgt
und ihn „den Reimeschmied, der von uns schied.” genannt.

Welch ein Glück, dass er tot, und das nicht hörte,
auch weil er so nicht sah, was noch geschehen war,
denn als die Gebrauchslyrik im Feuer sich verzehrte
brannte auch das Poem, weil es nicht erkannt worden war.

Nur ein Fetzen kam um die Flammen herum
ihn fand ein Arbeiter und las ihn genau:
“Freude schöner Götterfunken, Tochter aus Elysium.”
Interessiert las er weiter, ging es doch wohl um eine Frau.

“Aha!”, dachte der Arbeiter: Er hat wirklich werbend gereimt.
Das ist Werbung für’s örtliche Bordell, ganz klar.
Bestimmt hat er damit die dralle Maria gemeint
die auch mit mir schon im Elysium der Freude war.

Der Arbeiter, begeistert, begann weiter zu reimen
schrieb Zeile für Zeile ein Lied an die Freude,
die ihm Maria bereitet hatte, im Geheimen.
Seine Worte wurden bald ein Reim-Gebäude.

Er endete mit:“eine heitre Abschiedsrunde”
und mit: “süßer Schlaf im Leichentuch”
Schließlich war sein Wissen um den Tod profunde:
Krematoriumserfahrung, so gesehen, kein Fluch.

Kurzum der Mann wurde berühmt und reich,
denn sein Werk war ein poetischer Brüller
Eine Hymne komponierte man auch noch gleich.
Er war nun ein Dichterfürst, mit Namen: Schiller.

Der Andere, der jetzt modernd in der Kiste liegt
hat umsonst Ruhm und Ehre sterbend umworben.
Der Schiller hat lebend den ganzen Ruhm gekriegt,
und ist irgendwann glücklich unter Maria gestorben.

Diese Geschichte ist nun am Ende und vorbei.
Sie ist sowieso erlogen und nur ausgedacht.
Doch das ist dem Dichter ziemlich einerlei,
denn er hat ja nur gebrauchslyrische Übungen gemacht.

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