Der Schadenfreud in uns

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via http://thisisnthappiness.com/post/52799924816/and-everything-is-going-fine

Und dann gibt es noch diese Momente im Leben.

Nein, nicht die Momente im Leben, in denen man lauwarmes Gesöff auf den Kopf kriegt, sondern die Momente, in denen man über Schadenfreude nachdenkt. Zum Beispiel: Warum gefällt mir bloß dieses Bild? Warum nur? Keine Ahnung, ist auch egal, denn jedesmal, wenn ich auf’s Bild schaue, muss ich wieder schmunzeln. Das ist eben Schadenfreude. Punkt. Ist eingebaut und wird dann aktiviert. Bei uns allen. Wir kommen quasi Schadenfreude-ready auf die Welt und erlernen sie dann in den Gruppen, in denen wir leben. Evolutionär ist sie ein cleverer Wurf, die Schadenfreude. Sie schützt die Gruppe vor den Überfliegern, den Egomanen und den Upperclass-Schmarotzern in unseren Gesellschaften. Per Schadenfreude werden die wieder auf Normalmaß geschrumpft. Es ist nicht so sehr das Lachen über die Fehltritte der Schwachen. Das ist Häme und Dummheit. Aber es ist definitiv immer ein Fall von des einen Leid ist des anderen Freud. Es sollte an dieser Stelle dem Leser aufgefallen sein, dass ich hier nicht Uli Hoeneß als aktuelles Beispiel angeführt habe. Upps.

Schadenfreude hat was spontan entspannendes, hat was vereinendes. Sie bedient unseren Gerechtigkeitssinn. Gut so. Gut, dass dem Typ dies oder jenes jetzt so passiert ist. Der hatte es verdient. Das alles schießt uns per Hormonausschüttung in diesem kurzen Moment durch’s Hirn. Immer verfolgt vom Über-Ich, dass uns für diesen Frevel dem schlechten Gewissen zum Fraß vorwerfen will. Nietzsche sagte, es sei die Rachsucht der Ohnmächtigen.

Sehr seltsam ist an dieser Stelle der Gedanke in meinem Kopf, der mich die Mechanik der Schadenfreude mit dem Kapitalismus vergleichen lässt: Des einen Leid ist es anderen Freud heißt dort: Es macht dort einer Schulden, wo ein anderer Gewinn macht? Das ist wahrscheinlich viel zu weit her geholt. Hoffentlich.

Man kann sie unterdrücken, die Schadenfreude, klar. Wir tun das auch oft. Allerdings sind wir dabei immer nur ungefähr zwei Millimeter vom schlimmsten Moralmorast entfernt, den ich mir vorstellen kann. Ihr wisst schon, der Morast, in dem noch eine derbe Anzahl von Katholiken und Protestanten fest stecken. Wer will da schon hin? Falls es einen Teufel gibt, nimmt der dort Pacht. Falls ihr doch dort hin wollt, fragt euer Über-Ich, das kennt den Weg.

Schadenfreude ist drum also die Waffe der Unterlegenen, der Unsicheren und der sich minderwertig Fühlenden. Das lehrt die Psychologie. Irgendwo, weiß nicht mehr wo, hab‘ ich mal gelesen, dass damals im WM-Halbfinale, als Spanien gegen Deutschland das entscheidende Tor schoss, viele Niederländer von der niederländischen Sportübertragung des Spiels auf den entsprechenden deutschen Kanal schalteten. Sie wollten sich offensichtlich am deutschen Elend in Form des bangenden Sportreporters, im Angesicht des mehr als wahrscheinlichen Ausscheidens, weiden. S-C-H-A-D-E-N-F-R-E-U-D-E.

Ja, wie gesagt, Schadenfreude ist wohl auch das Gefühl der Unterlegenen.

PS: Gerüchte besagen, dass damals auch eine erkleckliche Zahl österreichischer Zuschauer umschalteten.

PPS: Andere Frage: Sehr ihr den verdammten Ball?

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