Das Wort zum Sonntag: Die Welt erlösen

Das wollen sie alle, die religiös Verblendeten: die Welt erlösen. Da sind sie sich, so unterschiedlich sie auch ansonsten sein mögen, einig. Wovon sie die Welt allerdings erlösen wollen, ist eine ganz andere Frage. Den armen irregeleiteten Schweinen im Nahen Osten sagt man, dass sie die Welt von Amerika erlösen müssen. Dem kürzlich verstorbenen Sektenführer Moon wurde nach eigenen Angaben bestimmt, dass er die Welt vom Kommunismus, von allzu freiheitlich-demokratischen Gedanken, und vor allem von viel Geld erlösen müsse. Das sammelte er dann auch reichlich ein und verwahrte es, um seine Anhänger davor zu schützen. Das ist wahre Fürsorge.

Derart wertkonservativ, kapitalfreundlich und liquide, war er ein willkommener Gast im Amerika der Republikaner. Ganz offensichtlich nahm man dort gerne sein Geld an und schmückte sich mit seinen Wertvorstellungen. Er hat sogar die Wahlkämpfe von Reagan und Bush senior mit erheblichen Geldmitteln über seine Verbände und seine Zeitung in den USA unterstützt. Jetzt aber, nach seinem Tod, gehen seine ehemaligen Freunde allerdings auf Distanz, so wie es aussieht:

Auch konservative Evangelikale gingen auf Distanz. Moon werde im Jenseits „dem wirklichen Messias begegnen“, twitterte Ed Setzer vom Baptistischen Verband Lifeway Research. Man müsse beten, dass Moons Tod seinen Anhängern die Augen öffnen werde, kommentierte Baptistentheologe Albert Mohler.

via taz.de

Großes Kino, oder? Da sagt ein religiös Verblendeter über den anderen religiös Verblendeten, dass er ein religiös Verblendeter sei.

Moon und seine opportunistischen Republikanerfreunde könnten mir und uns eigentlich egal sein, wenn da nicht im Moment die Welt wieder massiv unter dem Joch der religiös verpeilten Idioten leiden würde. Der Herr Moon macht’s doch selbst im Tode noch deutlich: In Amerika verfangen dämliche zweidimensionale Ideen von Dasein, Schicksal, Ewigkeit und einem imaginären Wesen mit Plan genauso, wie im Nahen Osten. Den entscheidenden Unterschied macht nach meiner Beobachtung nur das Geld und die daraus folgenden politischen Strukturen. Nimm sie weg und dort würde genauso gegeifert und geeifert werden, wie aktuell im Nahen Osten.

Ich will nicht großartig analysieren. Ich will nur mal sagen: Religion geht mir gerade wieder gewaltig auf den Sack. Wir haben wirklich genug Probleme auf dieser Welt und die ganzen religiösen Flachspüler machen die Sache noch komplizierter.

Ihr Leutchen im Nahen Osten dürft sauer auf Amerika und den geldgeilen Westen sein. Das ist überhaupt keine Frage, aber doch nicht wegen eines Typen namens Mohammed, der vor ein paar hundert Jahren eine Wüstenfibel erstellt hat, die in Euer heutiges Leben ebenso wenig passt, wie ein Spätvierziger in die alte Konfirmationsjacke. Randbemerkung: Spontane Zwangsjackenassoziationen sind hier durchaus erlaubt.

Noch schlimmer: In Syrien sterben Menschen, weil sie einen Diktator und ein vom Westen lange Jahre gestütztes Unrechtsregime los werden wollen, und ihr stürmt nebenan in Pusemuckel eine kleine Botschaft!? Wie dämlich ist das denn?

Auf diesem Gebiet ist Euch das republikanische Amerika Lichtjahre voraus: Religiöser Eifer, ja, aber nur soweit, wie er das bequeme Leben im aktuellen Jahrhundert ermöglicht. Religion wird im Zweifel angepasst. Ich wünsche es euch nicht, aber ich weiß, dass der Tag kommen wird, an dem das Geld eure Religion gefressen haben wird, sodass nur noch eine leere formbare Hülle davon übrig bleiben wird, wie bei den dekadenten Christen.

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